John Locke (1632 – 1704)

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John Locke (* 29. August 1632 in Wrington – † 28. Oktober 1704 in Oates) war ein englischer Philosoph, wichtiger Vertreter des Empirismus und Begründer des Liberalismus. Sein wohl einflussreichstes Werk war „Two Treatises of Government“.

Biographie

Geboren wurde John Locke als Sohn einer wohlhabenden Familie am 29. August 1632 in Wrington bei Bristol in der Grafschaft Somerset. Ab 1647 besuchte er die Westminster School in London. 1652 erhielt er ein Stipendium und studierte in Oxford klassische Wissenschaften. 1656 schloss er sein Studium als Bachelor of Arts ab. 1658 folgte der Master of Arts.

Der sehr an Naturwissenschaften und Medizin interessierte Locke erwarb an der University of Oxford den Bachelor im Fach Medizin. Fortan arbeitete er inoffiziell als Mediziner und erhielt 1675 die offizielle Erlaubnis dazu. Durch den 1st Earl of Shaftesbury, Sir Anthony Ashley-Cooper, bekam er Kontakte in der Politik und übte zeitweise auch ein Amt in der Regierung aus.

Durch sein Amt sammelte er viel Erfahrung bezüglich des politischen Alltags, was sich auf seine Philosophie auswirkte. Während politischer Querelen verfasste er sein Werk „Two Treatises of Government“ (Zwei Abhandlungen über die Regierung).

Ab 1690 widmete sich Locke zurückgezogen der Philosophie und schrieb sein Werk „An Essay Concerning Humane Understanding“ (Versuch über den Menschlichen Verstand), durch welches er in ganz Europa bekannt wurde. Am 28. Oktober 1704 verstarb Locke schließlich.

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Geschichte der Philosophie (11): Locke, Prof. Dr. Torsten Wilholt

Johne Lockes Philosophie kompakt

Locke war ein Vertreter des Empirismus und ein gilt als Begründer des Liberalismus. Auf beiden Gebieten hinterließ sein Wirken bleibenden Eindruck. Das gilt besonders für seine Staatsphilosophie. Er propagierte die Gewaltenteilung und sah die Regierung in der Pflicht, Eigentum, Freiheit und Leben aller Bürger zu schützen. Lockes Werk beeinflusste im Grunde die Verfassungen nahezu aller liberalen Staaten, darunter auch die des revolutionären Frankreichs sowie die der USA.

Staatsphilosophie

Lockes Staatstheorie gilt als die erste, die eine Gewaltenteilung vorsieht. Exekutive und Legislative sollten voneinander unabhängig sein. Damit wandte er sich gegen Thomas Hobbes, der Vertreter des Absolutismus war. Locke postulierte die Existenz von Naturrechten und Naturzustand. Naturgesetze sind Regeln, die allgemeine Gültigkeit haben, zum Beispiel das Recht auf Leben, Freiheit, Besitz, Gesundheit etc.

Diese Regeln stehen jedem Menschen zu und dürfen nicht verletzt werden. Wenn das der Fall ist, ist der Naturzustand erreicht, in dem es keine Ungerechtigkeit mehr gibt und in dem absolute Freiheit und Gleichheit der Menschen herrscht. Da es aber ziemlich unrealistisch ist, dass die Menschen spontan aufhören zu stehlen, zu betrügen oder zu töten, benötigt man einen Staat.

Der Staat hat die Aufgabe, die Einhaltung der Naturgesetze zu überwachen und Konflikte zu lösen. Damit es nicht doch wieder auf einen Absolutismus hinausläuft, soll dieser Staat von allen Menschen legitimiert, gewollt und anerkannt sein. John Locke schlug vor, dies in einem Gesellschaftsvertrag festzuhalten. Grundlegend kann man sagen, dass der Gesellschaftsvertrag eine Form einer liberalen Verfassung ist.

Ein neuer Staat darf laut Locke nicht über Nacht entstehen. Das würden die Menschen nicht begreifen. Und bevor sich alle verwundert am Kopf kratzen, sind Reformen der beste Weg, einen neuen Staat zu erschaffen. Reformen führen zu einem friedlichen Übergang und das ist das, was die meisten Menschen seiner Meinung nach damals wollten. Sicherlich kann man einen neuen Staat auch mit einer Revolution erzwingen.

Das jedoch ist mit enormem Aufwand und viel Gewalt verbunden, weswegen eine Revolution nur legitimiert werden kann, wenn die Staatsführung keinerlei Bestrebungen zeigt, dem Wunsch des Volkes nach Reformen nachzukommen.

Erkenntnistheorie

John Locke vertrat die Auffassung, der menschliche Verstand wäre bei der Geburt ein unbeschriebenes Blatt. Ideen a priori, also angeborene Ideen, lehnte er ab. Seiner Meinung nach könne es im Verstand nichts geben, was nicht zuvor empirisch erfahren wurde.

Er unterteilte die Bewusstseinsinhalte, die er Ideen nannte, in einfache und komplexe Ideen. Einfache Ideen sind indirekte Abbilder von Erfahrungen. Indirekt sind sie, weil nur die primären und sekundären Qualitäten der Erfahrung ins Bewusstsein gelangen, nicht aber das, was direkt wahrgenommen wurde.

Oder einfacher gesagt: Wenn jemand ein rotes Auto sieht, nimmt dessen Verstand nicht das Auto selbst ins Bewusstsein auf, sondern nur seine Eigenschaften (Qualitäten). Primäre Qualitäten sind Eigenschaften wie Form, Bewegung, Anzahl, Größe. Sekundäre Qualitäten sind Eigenschaften wie Farbe, Geruch oder Geräusche.

Komplexe Ideen entstehen, wenn sich der Verstand mit den einfachen Ideen beschäftigt. Er kombiniert sie mit einander und kreiert dadurch neue, komplexere, Ideen. Neue einfache Ideen können dadurch nicht entstehen, da es sich bei komplexen Ideen nur um eine Kombination einfacher Ideen handelt. Komplexe Ideen sind höchstens wieder in die einfachen Ideen zerlegbar, aus denen sie entstanden sind.

Werke (Auswahl)

  • 1689: Brief über Toleranz (A Letter Concerning Toleration)
  • 1690: Ein Versuch über den menschlichen Verstand (An Assay Concerning Humane Understanding)
  • 1690: Zwei Abhandlungen über die Regierung (Two Treatises of Government)
  • 1693: Gedanken über Erziehung (Some Thoughts Concerning Education)

Zitate

Wie viele Trugschlüsse und Irrtümer gehen auf Kosten der Wörter und ihrer unsicheren oder missverstandenen Bedeutung.

 

Grundsätze sind nicht angeboren, weil sie wenig nutzen oder unsicher sind.

 

Was unser Denken begreifen kann, ist kaum ein Punkt, fast gar nichts im Verhältnis zu dem, was es nicht begreifen kann.

 

Glück und Unglück sind zwei Zustände, deren äußerste Grenzen wir nicht kennen.

 

Nächst der Wahrnehmung ist das Gedächtnis für ein denkendes Wesen das notwendigste.

 

Ich glaube behaupten zu können, dass unter zehn Personen immer neun durch Erziehung das sind, was sie sind, gut oder böse, der Gesellschaft schädlich oder nützlich. Die Erziehung macht den großen Unterschied unter den Menschen.

 

Die große Mehrzahl der Dummen wird von denen gebildet, die durch die böse Gewohnheit, ihr Denkvermögen niemals anzustrengen, die Fähigkeit dazu verloren haben.

 

Alle Menschen neigen zum Irrtum; und die meisten von ihnen sind in vielerlei Hinsicht der Versuchung des Irrtums durch Leidenschaft oder Interesse ausgesetzt.