Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)

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Arthur Schopenhauer (* 22. Februar 1788 in Danzig – † 21. September 1860 in Frankfurt am Main) war ein bedeutender deutscher Philosoph und Autor. Er war Vertreter eines subjektiven Idealismus, metaphysischen Voluntarismus und einer Mitleidsethik. Aufgrund seiner pessimistischen Weltanschauung wird er häufig als Misanthrop bezeichnet.

Biographie

Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 in Danzig als Sohn von Heinrich Floris und Johanna Schopenhauer geboren. 1793 siedelte die Familie infolge der Polnischen Teilung nach Hamburg über, wo der junge Schopenhauer eine Kaufmannslehre begann, die er 1807 zugunsten einer gymnasialen Ausbildung in Gotha abbrach. Im selben Jahr ging er nach Weimar, bis er zwei Jahre später an der Universität Göttingen sein Studium, zunächst das der Medizin, dann der Philosophie, aufnahm. 1813 erhielt er den Doktortitel der Philosophie an der Universität Jena.

1814 ging Schopenhauer nach Dresden, wo er in Literaturkreisen verkehrte und erste philosophische Schriften verfasste. Zu den ersten Lesern seines Werkes zählte u.a. Johann Wolfgang von Goethe. 1819 erschien dann sein Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“, das später noch erweitert werden sollte. 1820 begann er seine Lehrtätigkeit an der Berliner Universität, wobei es zu einem Streit mit Hegel kam. 1831 ging er schließlich nach Frankfurt am Main. Dort verliebte er sich in die 17-jährige Flora Weiss, die seine Liebe jedoch abwies. Am 21. September 1860 starb er infolge einer Lungenentzündung.

Schopenhauer war als Einzelgänger bekannt und wurde häufig als Misanthrop bezeichnet. Er hielt sich zeitlebens einen Pudel, den er immer gleich nannte. Er war der philosophischen Auffassung, dass jeder Hund gleichzeitig jeden anderen Hund enthalte. Außerdem war Schopenhauer sein ganzes Leben lang Single. Über die Frauen äußerte er sich oft negativ. Er war der Meinung, dass über sexuelle Leidenschaft hinausgehende Liebesbeziehungen zwischen Männern und Frauen nicht möglich seien. Dennoch beeinflusste er zahlreiche Philosophen und Literaten seiner Zeit. So schrieb Tolstoi einst über ihn:

„Ich weiß nicht, ob ich meine Meinung einmal ändern werde, jetzt jedenfalls bin ich überzeugt, dass Schopenhauer der genialste aller Menschen ist […] Wenn ich ihn lese, ist mir unbegreiflich, weshalb sein Name unbekannt bleiben konnte. Es gibt höchstens eine Erklärung, eben jene, die er selber so oft wiederholt, nämlich dass es auf dieser Welt fast nur Idioten gibt.“

(Tolstoi, Ende August 1869)

Schopenhauers Philosophie kompakt

Schopenhauers Philosophie stand unter dem Einfluss von Platon sowie Kant und entwickelte einen eigenen subjektiven Idealismus. Er lehnte die Philosophie Hegels ab und verfasste Polemiken gegen ihn, Schelling, Fichte und Schleiermacher. Außerdem war er Anhänger des Buddhismus, was sich ganz klar in seinem Werk widerspiegelt.

Leben bedeutet für Schopenhauer Leiden. Die Kunst ist dabei das beste Hilfsmittel, um diesem Leid kurzfristig zu entfliehen. Aus dem Leiden entsteht jedoch eine Ethik, die den Menschen zum Mitleid gegenüber anderen Menschen und Tieren verpflichtet. Der endgültige Ausweg aus dem Leidensprozess ergibt sich aus der kompletten Entsagung aller Wünsche bzw. der Verneinung des Willens zum Leben. Diesen Ansatz findet man vor allem in seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“.

Die Welt als Wille und Vorstellung

Schopenhauer war der Ansicht, dass sich die Welt gegenüber dem Subjekt nur als Vorstellung zeige und die Wahrnehmung unseren einzigen Zugang zur objektiven Welt darstelle. Die objektive Welt bestehe also nur in der Vorstellung, dennoch komme der Welt eine Wirklichkeit zu, die über diese Vorstellung hinausgeht.

Durch Selbstbeobachtung unserer eigenen Person können wir erkennen, was wir sind. Wir erfahren in uns den Willen – er ist das Ding an sich. Anders als bei Kant, bei dem das Ding an sich außerhalb aller Erfahrung liegt und niemals erkannt werden kann. Schopenhauer ist somit Vertreter des metaphysischen Voluntarismus.

„Die Welt ist meine Vorstellung.“

Alles, was uns in der Welt erscheint, sind nicht Dinge an sich, sondern für uns, d.h. es gibt kein Objekt ohne Subjekt, nichts Beobachtetes ohne Beobachter. Dieser Vorstellungswelt liegt der Wille zugrunde, den er als grundlosen Drang versteht. Jedes Handeln beruht auf diesem Willen, der dem Gesetz der Kausalität obliegt.

„Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“

Mehr zu Schopenhauers Werk, erfährt man in dieser Dokumentation:

Pessimismus und Mitleidsethik

Schopenhauer unterscheidet zwischen Verstand und Vernunft. Verstand äußert sich im unmittelbaren Urteilen über das Angeschaute. Vernunft ist die Fähigkeit, das Angeschaute unter Begriffe zusammenzufassen. Der Verstand ist das, was sowohl Mensch und Tier gemein ist, über Vernunft hingegen verfügen nur die Menschen.

Er begründete ein System des empirischen und metaphysischen Pessimismus. Dieser basiert auf der Annahme, dass der Wille bzw. das Wollen aus Bedürftigkeit, Mangel und letztendlich Schmerz entspringt. Nur die Kunst und die Musik tragen dazu bei, dieses schmerzvolle Dasein zu überwinden und ins Nirwana einzutauchen.

Des Weiteren geht Schopenhauer vom absoluten Egoismus des Menschen aus. Dieser könne durch das Mitleid überwunden werden. Dabei identifiziert sich der Mensch mit dem Anderen durch das Leiden der Welt. Nur dadurch könne sich der Wille selbst am Leben erhalten. Den Schutz der Tiere schließt er in seine Mitleidsethik mit ein.

Zu Schopenhauers Lesern gehörte neben Goethe, Friedrich Nietzsche, Max Scheler, Richard Wagner, Henri Bergson, Albert Einstein, Ludwig Wittgenstein und viele bedeutende Schriftsteller wie Thomas Mann, Hermann Hesse, Leo Tolstoi u.v.m. Auch Freuds Psychoanalyse knüpft unmittelbar an Schopenhauers Lehre vom Willen und seiner Negierung an. Die Verbreitung des Buddhismus in Deutschland ist ebenfalls auf Schopenhauer zurückzuführen.

Werke (Auswahl)

  • Über das Sehen und Farben (1816)
  • Die Welt als Wille und Vorstellung (1819)
  • Über den Willen in der Natur (1836)
  • Die beiden Grundprobleme der Ethik (1841)
  • Parerga und Paralipomena (1851)

Zitate

 

„Alle Befreiung, oder was man gemeinhin Glück nennt, ist eigentlich und wesentlich immer nur negativ und durchaus nie positiv.“

(In: Die Welt als Wille und Vorstellung, Viertes Buch, § 58)

„Aus jeder Seite von David Hume ist mehr zu lernen, als aus Hegels, Herbarts und Schleiermachers sämtlichen philosophischen Werken zusammengenommen.“

(In: Die Welt als Wille und Vorstellung, Zweiter Band, Zum vierten Buch, Kapitel 46)

„Denn, ich wiederhole es, alle Tugend, die irgendwie eines Lohnes wegen geübt wird, beruht auf klugen, methodischen, weitsehenden Egoismus.“

(In: Die Welt als Wille und Vorstellung, Band 1, Anhang)

„Was nun andererseits die Menschen gesellig macht ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit, und in dieser sich selbst, zu ertragen.“

(In: Parerga und Paralipomena, Aphorismen zur Lebensweisheit, Kapitel 5, Punkt 9)

„Alles, was im Christentum Wahres findet, findet sich auch im Brahmanismus und Buddhismus.“

(In: Parerga und Paralipomena II, Kapitel 15, § 179)

„Man möchte wahrlich sagen: die Menschen sind die Teufel der Erde, und die Tiere die geplagten Seelen.“

(In: Parerga und Paralipomena II, Kapitel 15, Ueber Religion. § 179: Ueber das Christentum)

„Mitleid mit den Thieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, daß man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Thiere grausam ist, könne kein guter Mensch seyn.“

(In: Grundlage der Moral, §19, Bestätigung des dargelegten Fundaments der Moral)