Friedrich Ludwig Gottlob Frege (* 8. November 1848 in Wismar – † 26. Juli 1925 in Bad Kleinen) war ein deutscher Mathematiker, Logiker und Philosoph, der als Vordenker der analytischen Philosophie gilt. Sein Haupttätigkeitsbereich auf philosophischer Ebene war die Sprachphilosophie. Um Freges Sprachphilosophie richtig zu verstehen, muss man seine Sprache verstehen. Er sprach stets von Sinn und Bedeutung eines sprachlichen Zeichens. Als Sinn bezeichnete er das, was gemeinhin Bedeutung genannt wird. Freges Begriff der Bedeutung ist als Bezug auf einen Ausdruck zu verstehen, sozusagen als Be-Deutung (auf den Ausdruck hin(be)deuten).
Freges Philosophie hat maßgeblich zur Entstehung und Verbreitung der Analytischen Philosophie beigetragen. Auf dem Gebiet der Logik entwickelte er eine axiomatische Form der Logik, auf welcher die formale Logik basiert. Die formale Logik löste die Syllogistik des Aristoteles ab. Diese galt bis dahin als die beste und genaueste Methode der logischen Schlussfolgerung.
Philosophie kompakt: Friedrich Gottlob Frege
Frege unterteilte sprachliche Ausdrücke in die drei Typen Eigennamen, Sätze und Begriffsausdrücke. Eigennahmen waren für ihn Ausdrücke, die sich auf etwas beziehen. Sätze waren für Frege Ausdrücke von Gedanken, Begriffsausdrücke Sätze ohne Eigennamen.
Begriffsausdrücke
Wird bei einem Satz ein Eigenname weggelassen, bleibt ein Begriffsausdruck übrig. Begriffsausdrücke bezeichnete er auch als ungesättigte Sätze, da sie erst komplett sind, wenn ein Eigenname hinzugefügt wird. Technisch kann man sie als Funktionen betrachten. Beispiel:
Der Satz „Friedrich ist ein Mann“ besteht aus einem Eigennamen (Friedrich) und einem Begriffsausdruck (ist ein Mann). Der Begriff „… ist ein Mann“ kann als Funktion eingesetzt werden, die als Rückgabewert „wahr“ oder „falsch“ ausgibt.
So liefert die Funktion mit dem Parameter Herbert ein „wahr“ zurück. Schließlich ist der Satz „Herbert ist ein Mann“ wahr.
„Sophie ist ein Mann“ würde dementsprechend „falsch“ zurückgeben.
Eigennamen
Ein Eigenname ist ein Ausdruck, der sich auf exakt einen Gegenstand bezieht. Der Begriff Gegenstand ist hier etwas weiter gefasst und kann auch Abstrakte Begriffe bezeichnen. Die Ausdrücke „Manuel Neuer“ und „der amtierende deutsche Nationaltorwart“ sind Eigennamen, da beide denselben „Gegenstand“ bezeichnen. Solange Manuel Neuer der amtierende deutsche Nationaltorwart ist, haben die Eigennamen auch eine identische Bedeutung im Sinne der Be-Deutung.
Allerdings ist nur ihre Bedeutung identisch. Beide Eigennamen haben jeweils einen eigenen Sinn. Unter „Sinn“ versteht Frege die „Art des Gegebenseins“ des Eigennamen. „Manuel Neuer“ deutet formell als Name direkt auf die Person. „Der amtierende deutsche Nationaltorwart“ deutet zwar auch auf Manuel Neuer hin. Von der Form her ist es aber eine Umschreibung seiner Tätigkeit.
Sätze
Frege unterscheidet Sätze in Sätze gerader und ungerader Rede. Sätze in gerader Rede sind Sätze, deren Wahrheitswert durch den Austausch von bedeutungsgleichen Ausdrücken nicht verändert wird. Er unterscheidet zwischen Gedanke und Vorstellung. Ein Satz drückt den Inhalt eines Gedanken aus. Das ist der Sinn eines Satzes. Vorstellung bezeichnet das, was man sich darunter vorstellt.
Damit meint er, dass jeder, der einen Satz versteht, auch den Gedanken (Sinn) dahinter versteht. Das heißt jedoch nicht zwangsläufig, dass der Satz bei jedem eine Vorstellung hervorruft, die mit der des Ursprungsgedanken identisch ist. Einfaches Beispiel:
„Manuel Neuer hat einen stark geschossenen Elfmeter gehalten“ ist ein einfacher Satz mit eindeutigem Sinn. Wenn drei Personen diesen Satz hören und verstehen (das können sie nur, wenn sie wissen wer Manuel Neuer ist, was Elfmeter gehalten bedeutet etc.), können sie unterschiedliche Vorstellungen davon haben.
Eine Person stellt sich vor, wie der Torwart in die untere linke Ecke gesprungen ist, um den Ball zu halten. Bei einer anderen Person springt er in die rechte Ecke und bei der dritten fischt er den Ball noch gerade so aus dem Winkel. Der Gedanke ist bei den drei Personen gleich, nicht aber die Vorstellung.
Dieses Prinzip lässt sich auf alle Sätze in gerader Rede anwenden. Das sind Sätze, deren Wahrheitsgehalt durch Austausch von bedeutungsgleichen Begriffen unverändert bleibt. Man könnte die Satzteile zum Beispiel folgendermaßen austauschen:
Ausdruck | Bedeutungsgleiche Ausdrücke |
Manuel Neuer | Der amtierende deutsche Nationaltorwart |
stark geschossenen | Hart geschossenen, kräftig getretenen |
Elfmeter | Strafstoß |
gehalten | Pariert |
Egal welche Begriffe man austauscht, der Wahrheitsgehalt bleibt unverändert. Der Satz bleibt immer entweder wahr oder falsch.
Sätze in ungerader Rede sind Sätze, deren Wahrheitswert durch den Austausch bedeutungsgleicher Ausdrücke nicht zwingend unverändert bleiben muss. Das sind beispielsweise Sätze, die Raum für Ungewissheit lassen, indem sie beispielsweise von Nebensätzen abhängen, die Verben wie „glauben“ enthalten.
Wenn jemand „glaubt, dass Manuel Neuer…“, gibt es diesen Spielraum. Der Satz kann wahr oder falsch sein. Wenn dieser jemand stattdessen „glaubt, dass der amtierende deutsche Nationaltorwart…“ hört, hört er einen Satz mit identischem Sinn. Sollte die Person nun immer noch Oliver Kahn für den amtierenden deutschen Nationaltorhüter halten, verändert dies den Wahrheitswert des Satzes.
Freges Einfluss auf die Sprachphilosophie wird in diesem Video gut verdeutlicht. Es handelt sich um einen Ausschnitt aus der Vorlesung „Einführung in die Theoretische Philosophie aufgenommen im Wintersemester 2013/14 an der Universität Hannover. Der Dozent ist Prof. Dr. Hoyningen-Huene.
Werke (Auswahl)
- Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens. (1879) – [digitalisierte Fassung]
- Grundgesetze der Arithmetik (1893) – [digitalisierte Fassung]
- Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch mathematische Untersuchung über den Begriff der Zahl (1884) – [digitalisierte Fassung]
Zitate
„Der Beweis soll nicht nur von der Wahrheit des Bewiesenen überzeugen, sondern soll auch den Zusammenhang der Wahrheiten untereinander aufdecken. Darum hat schon Euklid Wahrheiten bewiesen, die keines Beweises bedürftig erscheinen, weil sie ohne dies einleuchten.“
Nachgelassene Schriften Band 1
„Urteilen kann als Fortschreiten von einem Gedanken zu seinem Wahrheitswerte gefasst werden“
Über Sinn und Bedeutung
„Die Zahl ist so wenig ein Gegenstand der Psychologie oder ein Ereignis psychischer Vorgänge, wie es die Nordsee ist.“
Grundlagen der Arithmetik
„Einem wissenschaftlichen Schriftsteller kann kaum etwas Unerwünschteres begegnen, als dass ihm nach Vollendung einer Arbeit eine der Grundlagen seines Baues erschüttert wird.“
Grundlagen der Arithmetik
„Ein Begriff ist eine Funktion, deren Wert immer ein Wahrheitswert ist“
Funktion und Begriff