Charles Robert Darwin (* 12. Februar 1809 in Shrewsbury; † 19. April 1882 in Downe) war ein britischer Naturforscher, der wegen seiner Beiträge zur Evolutionstheorie als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler gilt.
Darwin ist für die Philosophie durch seine Entwicklungslehre von Bedeutung. Vom ihm stammt u.a. die Selektionstheorie, welche besagt, dass Arten sich aus wenigen niedrigsten Formen von Lebewesen entwickelt haben und durch Anpassung an die Lebensbedingungen. Dabei prägte er die Begriffe Kampf ums Dasein sowie natürliche und sexuelle Auslese.
Darwins Evolutionstheorie kompakt
Darwin war weniger ein Philosoph als ein Naturforscher. Seine Studien vereinen in gewisser Weise beides. Ursprünglich sollte er Theologie studieren und später als Geistlicher tätig sein. Doch sein Hauptaugenmerk und Interesse lag in der Erforschung der Natur. Gegen Ende des Jahres 1831 ergab sich die Gelegenheit, an einer Expedition zur Vermessung der Küsten Südamerikas teilzunehmen. Diese Chance nahm er wahr.
Während der Reise verbrachte er viel Zeit mit Beobachtung der lokalen Flora und Fauna. Er war fasziniert von der Artenvielfalt und stellte alsbald fest, dass sich die Tierarten perfekt an ihre Umgebung angepasst haben. Selbst Tiere einer Art wiesen auf den verschiedenen Inseln unterschiedliche Merkmale auf, die ihnen die Nahrungsaufnahme abhängig von den vorkommenden Pflanzen erleichterte.
Nach einiger Zeit hatte er eine Theorie entwickelt, die für ihn gefährlich werden konnte: Die Evolutionstheorie. Darwin schlussfolgerte aus seinen Erfahrungen, dass die Angepasstheit der Tiere an ihre Umgebung durch Mutation und Selektion zustande gekommen sein muss. In jeder Generation muss es Veränderungen gegeben haben, und die, die das Überleben erleichterten, haben sich nach und nach durchgesetzt.
Die Exemplare ohne diese spezifischen Veränderungen sind am Ende ausgestorben oder mussten sich einen neuen Lebensraum suchen, während die Anpassung der Tiere mit den besseren Eigenschaften weiterlief. Eine positive Mutation breitet sich zugleich in der Population schneller aus, sie wird immer weiter vererbt.
„In diesem Wettkampfe wird jede Veränderung, wie gering sie auch sein und aus welchen Ursachen sie auch entstanden sein mag, wenn sie nur irgendwie dem Individuum vorteilhaft ist, auch zur Erhaltung dieses Individuums beitragen und sich gewöhnlich auch auf die Nachkommen vererben. Daher werden diese mehr Aussicht haben, am Leben zu bleiben; denn von den vielen Individuen einer Art, die geboren werden, lebt nur eine geringe Anzahl fort. Ich habe dieses Prinzip, das jede geringfügige, wenn nur nützliche Veränderung konserviert, „natürliche Zuchtwahl“ genannt, um seine Bezeichnung zu der vom Menschen veranlassten künstlichen Zuchtwahl zu kennzeichnen. Indessen ist der von Herbert Spencer gebrauchte Ausdruck „Überleben des Tüchtigsten“ besser und zuweilen bequemer.“
(In: Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl)
Sogenannte schwächere Tiere mussten nicht zwingend sterben. Die Vielfalt der Arten erklärte sich Darwin damit, dass sich ein Teil einer Art schlichtweg eine andere „Überlebensnische“ gesucht hat. Als sich die Art weiterentwickelt hat und nur ein Teil von positiven Mutationen profitierte, haben sich die anderen Tiere an die neuen Umstände angepasst und sich andere Mutationen zunutze gemacht.
Heute gilt die Evolutionstheorie weiterhin als die wahrscheinlichste Theorie über die Entwicklung des Lebens. Ihr gegenüber steht der Kreationismus, der davon ausgeht, dass Gott die Welt und alles Leben wie es ist und war geschaffen hat. Er hat das Leben kreiert. Diese Theorie wird heute teilweise immer noch vertreten.
Gefährlich war die Evolutionstheorie für Darwin nämlich aus eben genanntem Grund. Die Kirche vertrat vehement den Kreationismus, es gab keinen Zweifel daran, dass Gott die Welt und das Leben erschaffen hat. Darwins Erkenntnisse standen jedoch im direkten Gegensatz dazu. Wenn sich alles von selbst entwickelt hat, braucht es keinen Gott und keine Schöpfung mehr. Tatsächlich brach ein heftiger Konflikt zwischen Religion und Naturforschern aus.
Die katholische Kirche hat die Evolutionstheorie bisher noch nicht offiziell anerkannt. In den letzten Jahren hat sie sich aber tatsächlich etwas bewegt und die Evolutionstheorie wird nicht mehr als Gegensatz zur Religion oder Ketzerei angesehen. Im Jahr 1996 sagte Papst Johannes Paul II, die Evolutionstheorie sei eine „ernstzunehmende Hypothese, die einer Erforschung und vertiefenden Reflexion würdig sei“. 2014 äußerte sich auch Papst Franziskus zu dem Thema und erklärte, Gott sei „kein Magier mit einem Zauberstab“. Vielmehr betonte er, dass man an beide Theorien glauben kann.
Darwins Erkenntnisse sind von unschätzbarem Wert gewesen und sind es heute noch. Schließlich hat er mit der Evolutionstheorie nichts Geringeres als eine naturwissenschaftliche Revolution ausgelöst.
Werke (Auswahl)
- Charles Darwin’s Naturwissenschaftliche Reisen nach den Insels des grünen Vorgebirges, Südamerika, dem Feuerlande, den Falkland-Inseln, Chiloe-Inseln, Galapagos-Inseln, Otaheiti, Neuholland, Neuseeland, Van Diemen’s Land, Keeling-Inseln, Mauritius, St. Helena, den Azoren ec. (1844)
- Über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzen-Reich durch natürliche Züchtung, oder Erhaltung der vervollkommneten Rassen im Kampfe um’s Daseyn. (1860) – [digitalisierte Fassung]
- Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl (1871) – [digitalisierte Fassung]
Zitate
„Wir müssen … anerkennen, dass der Mensch mit all seinen edlen Eigenschaften, mit seiner Sympathie, die er für das Niedrigste fühlt, mit seinem Wohlwollen, das sich nicht nur auf andere Menschen erstreckt, sondern auch auf das geringste lebende Geschöpf, mit seinem göttlichen Intellekt, der die Bewegungen und die Beschaffenheit des Sonnensystems ergründet hat – dass der Mensch mit all diesen erhabenen Kräften doch noch in seinem Körperbau den unauslöschlichen Stempel seines niedrigen Ursprungs trägt.“
(In: Die Abstammung des Menschen und die Zuchtwahl)
„ … Humanität gegenüber den niedrigeren Tieren, dürfte eine der spätesten moralischen Erwerbungen sein. Sie ist den Wilden offenbar fremd, außer ihren Lieblingen gegenüber. Wie wenig die alten Römer von ihr wussten, zeigen ihre abscheulichen Gladiatorenkämpfe.“
(In: Die Abstammung des Menschen und die Zuchtwahl in geschlechtlicher Beziehung)
„Die Annahme, daß sogar das Auge mit allen seinen unnachahmlichen Vorrichtungen, um den Focus den mannigfaltigsten Entfernungen anzupassen, verschiedene Lichtmengen zuzulassen und die sphärische und chromatische Abweichung zu verbessern, nur durch natürliche Zuchtwahl zu dem geworden sei, was es ist, scheint, ich will es offen gestehen, im höchsten möglichen Grade absurd zu sein.“
(In: Über die Entstehung der Arten)
„Ich gebe nicht vor, jemals geahnt zu haben, was für ein ärmliches Abbild der Mutationen des Lebens die am besten erhaltenen geologischen Schichten zeigen, hätte nicht die Schwierigkeit meine Theorie so hart bedrängt, daß wir nicht unzählige Übergangsglieder entdeckt haben zwischen den Arten, die am Anfang und am Ende einer jeden Formation auftreten.“
(In: Über die Entstehung der Arten)